Auf den ersten Blick wirken die beiden Jungs wie ganz normale Teenager. Doch wenn Bohdan Hryhorenko und Nikita Herbin in der Kampfsport Akademie Karlsbad (KSK) in den Boxring steigen, ändert sich das. Einmal ist Nikita der Sparringspartner und Bohdan lässt die Fäuste fliegen, dann wird getauscht und Nikita versucht, die Deckung zu durchbrechen. Schnell wird klar: Boxen war für die beiden 15-Jährigen in der Ukraine mehr als ein Hobby.
915.000 ukrainische Geflüchtete hielten sich laut Ausländerzentralregister Mitte Juli in Deutschland auf, etwa 37 Prozent von ihnen minderjährig. Hinter dieser Zahl stehen Leben wie das von Nikita und Bohdan. Im März flohen ihre Mütter mit den Kindern vor dem Krieg. In Deutschland bekamen sie nach ihrer Ankunft Unterstützung von Christian Schindler und Kerstin Both vom Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) in Karlsbad-Langensteinbach.
Christian Schindler erfuhr von einem Bekannten, dass in der Nähe von Lwiw mehrere Frauen mit ihren Kindern auf die Ausreise warteten. Darauf stimmte er mit Bereichsleiter Claudius Dornblüth und Geschäftsführer Thomas Windolf ab, dass das BBRZ Zimmer zur Verfügung stellt.
Hier bereiten sich Menschen nach einer Erkrankung auf die Rückkehr in Arbeit vor und die ukrainischen Geflüchteten können in eine neue Zukunft starten. Die Hoffnung auf eine zeitnahe Rückkehr nach Hause mussten sie allerdings aufgrund der Kriegssituation vorerst aufgeben. Gleichzeitig wurde klar: Eine Unterkunft allein reicht nicht. Die Frauen mussten den Aufenthalt und Lebensunterhalt in Deutschland beantragen, die Kinder sollten in die Schule. Christian Schindler, Kerstin Both und ihre Kolleg:innen halfen bei Anträgen, besorgten Verpflegung und Dinge des täglichen Bedarfs.